Schon 1920 haben beherzte Männer in Sinnersdorf einen Feuerwehrverein gegründet der von der Behörde genehmigt wurde und am 5.September 1920 dem Landesfeuerwehrverband beigetreten ist. Doch die schwierige Nachkriegszeit und vielleicht auch Selbstüberschätzung - man bedachte wohl den Aufwand und die finanziellen Aufwendungen zum Aufbau einer Feuerwehr zu wenig – waren Schuld, dass sich der Verein 1921 wieder auflöste und das Dorf wieder ohne abwehrenden Brandschutz dastand.
Nach sieben feuerwehrlosen Jahren ging man wieder, diesmal professioneller, daran, eine Wehr zu gründen. Der Schulleiter der Volksschule Sinnersdorf, Oberlehrer Othmar Weichselbaumer, übernahm die Vorbereitungsarbeiten, und als am 3. März 1928 die konstituierende Sitzung stattfand, stand bereits fest, dass die Gemeinde Pinggau eine Spritze unentgeltlich beistellen und die Bauernkommune Baumaterial und Arbeitsrobot zum Bau eines Spritzenhauses zur Verfügung stellen wird. Bei dieser Sitzung werden Oberlehrer Othmar Weichselbaumer zum Kommandanten und Bauernkommunalvorstand (auch Richter genannt) Ignaz Ringhofer zum Stellvertreter gekürt. Nun geht es mit der Feuerwehr steil bergauf. Am 1. Juli 1928 wird bei herrlichem Wetter und massenhaften Besuch das Gründungsfest abgehalten, am 14. Juni 1931 wird die erste Motorspritze eingeweiht und 14. Mai 1933 findet der 1. Bezirksfeuerwehrtag des Gerichtsbezirkes Friedberg in Sinnersdorf statt. 15 Feuerwehren haben mit insgesamt 108 Feuerwehrmännern daran teilgenommen. Wenn man die damaligen Transportmöglichkeiten im ländlichen Raum in Betracht zieht, kann man diese Zahl gar nicht hoch genug einschätzen. 1937 wird das Spritzenhaus durch einen Zubau vergrößert, der am 23. August 1938 vorgesehene 2. Bezirksfeuerwehrtag muss wegen Maul- und Klauenseuche abgesagt werden und wird im Juni 1939 nachgeholt.
1939: Anschluss Österreichs an Deutschland. Eine neue Epoche beginnt. Das Vermögen der Feuerwehr geht mit 25. November 1939 in das Eigentum der Gemeinde über. Die Freiwillige Feuerwehr Sinnersdorf wird eine Feuerwache der Freiwilligen Feuerwehr Pinggau. Ignaz RINGHOFER- der seit 1934 die Wehr leitet – wird vom Landrat zum Obertruppführer, Anton GAMPERL und Josef GETTINGER, Leiter der Volksschule Sinnersdorf, zum Truppführer ernannt. Laut Dienstanweisung sind monatlich vier Übungen abzuhalten; im Bedarfsfalle ist Bereitschaftsdienst zu leisten. Das ist vorläufig die letzte Eintragung im Protokollbuch.
Wir schreiben den 14. Jänner 1940 .
Kriegsende: Die ehemaligen Feuerwehrmänner sind vermisst, gefallen oder noch in Gefangenschaft. Das Gerätehaus ist leer. Wer soll hier wieder neu beginnen? Wer hat den Mut, nach diesen schrecklichen Jahren des Krieges und der Verwüstung die Initiative zu ergreifen und von den Männern des Ortes zu verlangen wieder eine Uniform anzuziehen; wenn auch zu einem anderen Zweck? Zwei Männer - altbekannte und feuerwehrerfahrene Männer – sind es, die die alten Feuerwehrmänner wieder erfassen und junge gewinnen können, um der Feuerwehr beizutreten. Bei der Jahreshauptversammlung am 26. Mai 1947 wird das alte Kommando, Ignaz RINGHOFER, Kommandant, und Anton GAMPERL, Stellvertreter, wieder gewählt. In der Folge wurden die Feuerwehrmänner eingekleidet, die Ausrüstung aufgebessert und schon im Jahre 1950 wurde eine Tragkraftspritze der Type RW 80 angekauft. Das erste Feuerwehrauto - ein gebrauchter Fiat Kastenwagen, den die Sinnersdorfer Deckenfabrik Martin & Co abgab - wurde1958 angekauft. 1961 beginnt man mit dem Abbruch des hölzernen Spritzenhauses und errichtet einen Neubau an der selben Stelle. Im Dezember des selben Jahres ist der Rohbau bereit fertig. Leider sollte es dann noch bis Juni 1964 dauern, bis das Feuerwehrhaus eingesegnet werden kann. Von nun an wurde die Ausrüstung und auch der Ausbildungsstand der Feuerwehrleute laufend verbessert. 1971 nahm eine Gruppe der FF Sinnersdorf erstmals an einem Landesleistungsbewerb teil, 1974 wurde ein neues Feuerwehrauto in Dienst gestellt, 1976 folgte der Ankauf einer weiteren modernen Tragkraftspritze, 1977 kaufte man die ersten schweren Atemschutzgeräte und Funkgeräte fanden in der Wehr Einzug. Katastrophenschutzgerät bestehend aus Notstromaggregat, Beleuchtungseinheit, Hebekissen, Winde und einer handbetriebenen Rettungsschere folgte zu Beginn der 80er Jahre, wie auch ein Zubau am Rüsthaus getätigt wurde. 1993 folgte ein weiteres neues Feuerwehrauto und in der Folge wurde das Katastrophenschutzgerät auf den letzten Stand der Technik gebracht, die persönliche Ausrüstung, insbesondere die Schutzausrüstung, der Feuerwehrmitglieder verbessert.
Heute ist die FF Sinnersdorf bestens gerüstet und ausgebildet. Dazu beigetragen hat sicherlich auch die Bereitschaft der Feuerwehrmitglieder, sich laufend zu schulen und an Übungen aller Art mitzumachen. An dieser Stelle sei die seit Jahrzehnten bestehende gute Zusammenarbeit mit den Nachbarwehren, auch ganz besonders mit den burgenländischen, bei Einsätzen und Übungen erwähnt. Aber auch einige spektakuläre Einsätze waren im Laufe der Jahre zu bewältigen: Ein Großbrand in der Deckenfabrik 1970, ein Jahrhunderthochwasser im Jahre 1968, ein wochenlang andauernder Umwelteinsatz 1996 in Schäffernsteg und Verkehrsunfälle auf der B 63, um nur einige zu erwähnen. Waren die Einsätze in den ersten Jahrzehnten des Bestehens der Feuerwehr Sinnersdorf auf von Dampflokomotiven der Bundesbahn entfachte Waldbrände zwischen Schäffernsteg und Sinnersdorf, durchschnittlich zweimal im Jahr, und auf Hochwässer der Pinka beschränkt, hatte sich die Einsatzsituation in den letzten Jahren verlagert. Heute erfordern – wahrscheinlich durch die baulichen Maßnahmen der letzen Jahre - an sich kleine Bäche, die bei Unwettern zu reißenden Wildbächen werden, den Einsatz der Feuerwehr. Umwelteinsätze und Einsätze nach Verkehrsunfällen sind für die FF Sinnersdorf ebenfalls vermehrt wahrzunehmen. Tendenz steigend. Es nimmt deshalb auch nicht wunder, wenn die Mitglieder der FF Sinnersdorf in den letzten Jahren für Einsatz, Übungen, Ausbildung, Teilnahme an Wettkämpfen, Verwaltung, Pflege von Gerät und Veranstaltungen zur Erlangung der notwendigen finanziellen Mittel mehr als dreitausend Mannstunden jährlich aufwenden.
Und nun noch kurz zu den Wehrführern bzw. Stellvertretern. In den 75 Jahren der Geschichte
der Freiwilligen Feuerwehr Sinnersdorf gab es sieben Kommandanten und sechs Stellvertreter.
Kommandanten:
1928 - 1934 Oberlehrer Othmar Weichselbaumer
1936 - 1955 Ignaz Ringhofer (Papierer)
1955 - 1958 Anton Gamperl (Glaser)
1958 - 1963 Hermann Erlmoser
1964 - 1973 Michael Binder
1973 - 1992 Johann Hatzl
ab 1992 Wolfgang Gamperl
Stellvertreter:
1928 - 1955 Anton Gamperl (Glaser)
1955 - 1958 Direktor Fritz Kuh
1958 - 1970 Raimund Koller
1970 - 1992 Gottfried Wurz
1992 - 2002 Florian Nothnagel, jun.
ab 2002 Martin Luif
Meine Damen und Herrn, ich hoffe, Ihnen mit diesem kleinen Rückblick - der schon aus Zeitgründen keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann - einen ungefähren Überblick über die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Sinnersdorf verschafft zu haben.